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Mount Arapiles

Ausgesprochen Äräpiliiiiiiiis oder einfach und kurz Araps. Eine Felsformation von ungefähr vier Kilometern Länge und maximal 150 Meter Höhe mit 3000! Routen. Der Fels ist Quarzit, der Bruder vom Sandstein, aber deutlich härter, vertrauenswürdiger und deutlich strukturierter. Vertikal und horizontal gebändert, bietet er alles fürs Kletterherz.

Nur keine eindeutigen Linien, und so klettert sichs kreuz und quer über den ganzen Felsriegel, sinnvollerweise mit dem Führer in der Hand, damit frau sich die Routen zusammensetzen kann. Gottseidank ist die Kletterei meist steil und oft überhängend und die Magnesiaspuren zeigen den ungefähren Weg an, denn – Bohrhaken sind nur sehr selten zu sehen.

Einige Boulders stehen auch noch rum. In der Beschreibung steht, dass bei diesen die Alten von den Jungen bewundert werden. Also macht sich die Alte am Abend auf und geht bouldern. Die Quergänge haben, ganz Araps-style, irgendwo eine richtig schwere Stelle, da tut sich die Alte dann auch schwer. Zugucken tun da aber nur zwei Känguruhs. Ist vielleicht auch besser so. Das einsame Bouldern ist trotzdem und gerade deswegen ein super Erlebnis.

Aber die vielen 3-Stärndli-Routen warten auf uns. Am ersten Tag im Sektor Atridae, immer passend zu Gabys Lektüre, klettern wir neben Muldoon (13) auch den Orestes (23) und den Agamemnon (Chimney, 11); wunderschöne Routen in einer für den Grad unerhörten Steilheit und Exposition. Dann in den Organpipes etwas weniger literarisch, aber umso schöner das Horn Piece (13) und Tannin (18). Die einzigen Haken an diesem Tag sind (netterweise) die Abseilstände (Anekdote einer Diskussion zwischen zwei Kletterern beim Rückzug, wie viel Material beim Abseilen zurückgelassen werden soll: Du lebst vielleicht länger als ich, aber ich sterbe mit einem vollständigen Rack!).

Tags darauf wagten wir uns schon in den Routenwirrwarr der Bardwand und der oberen Bluffs. Also rauf über die Euridyce (2 SL, 18), via die letzte Seillänge von Bard (15) bis auf das erste Gipfi, dann über das Band zum Skorpion direct (1SL, 17) und direkt in die Quo vadis (1 SL, 19), wieder mittels Abseilen runter, zurück zum Band, die Ivan (1 SL, 13) und als Abschlussseillänge den Blockbuster (12). Da brummt der Kopf, nicht nur vom Routenlesen, sondern auch vom selber Absichern und sich fürchten, drum wars Zeit für Apéro.

Irgendwie waren wir am nächsten Tag etwas müde und wir machten einen der seltenen richtigen Ruhetage, nix posten, nur posten, nirgends hinfahren, lesen, Gummibärli essen,Drachen beobachten, zuerst Kaffee- und später Biertrinken.

Nach ausgiebigem Schlafen war aber Leistung angesagt. Es fing damit an, dass wir

a) früh aufstanden

b) weiter liefen als die ersten zwei Tage

c) Judgement Day (Traverse, 3 SL, 19) kletterten

d) in die Route abseilten

  • um bschiessenderweise die Keile und Friends in Trojan (25) vorzuplatzieren
  • nach 4 Meter merkten, dass es die falsche war , «Gaby es isch glaub ich es 27i»
  • Gaby nix sagte, dass es eine 29 war
  • Rachel sich schon beim Absichern auspowerte
  • und gar nix war mit mutig Vorsteigen, sondern nur Toprope
  • aber es auch nix nützte, da sausteil
  • aber die Züge doch gingen und drum jetzt ein Projekt geboren war

e) Lamplighter (Armleuchter? 3 SL, 14) zum Auswärmen kletterten

f) wir unser Bier definitiv verdient hatten.

Und immer noch waren 3-Stärndli-Routen übrig.

Also noch früher aufstehen, noch weiter laufen und Skink (3 SL, 18) klettern und dann bei etwas zu warmen Temperaturen noch die Brolga (3 SL, 15), eine Platte zum selber Absichern? Das geht, ist aber etwas gfürchig. Aber die Sonne hatte uns, beziehungsweise unseren Füssen definitiv den Rest gegeben. Und wir brätelten uns auf unseren Camping zurück.

Das Projekt ging auch über Nacht nicht weg und wartete auf uns. An ein Vorsteigen mit Legen der Absicherung war aus mentalen und physischen Gründen nicht zu denken. Also mussten wir wieder den Umweg über eine andere Route machen. Drum wir kletterten Kingdom come, zwar nur 20, aber mit expo schlifrigem Boulderstart und irgendwie sollte frau sich dann den Rest des Risses raufbridgen, aber Rachel (europäisches Klettertussi mit Felskontakthemmungen) endete eingeklemmt im Riss und als noch Material runterflog, war eine gute Runde fluchen angesagt. Gaby hatte mit der Seillänge weniger Mühe, an der Schlüsselstelle dank ihrem Freund Jumar, an der nächsten schweren Stelle french free und grundsätzlich weniger Berührungsängsten. 🙂 So waren wir aufgewärmt und schon etwa ausgepowert, als wir am Stand der Masada ankamen. Also noch Absicherung im Abstieg vorplatzieren, sich nochmal alles merken und Seil abziehen. Masada ist 25 Meter lang und ca. 5 Meter überhängend. Anbei eine Beschreibung meinerseits. Wer das nicht lesen will, einfach den nächsten Abschnitt überspringen.

Gestartet wird sehr steil mit einem harten Layback (Kneebar zum Klippen oder legen), dann kontinuierliche Risskletterei gemischt mit Laybacks mit viel Schwerpunktverschiebung zu einer guten Handklemmruheposition. Weiter über weite Züge und Zangengriffe an eine weitere Ruheposition mit Aufsitzer an Schulterseitgriffen. Über skurrilen Seitgriffzug und weiterem Layback zu Seitenuntergriff. Die Schlüsselstelle ist deutlich weniger steil aber lang und komplex, etwa drei Meter lang mit Bogen nach rechts und weiterer Querung nach links: Kreuzzug an horizontale Zange mit links, dann mit schlechten Tritt nach weit nach rechts an vertikale Zange. Schwerpunktverschiebung nach rechts zum Belasten der rechten Hand. Hochschnappen mit links an horizontalen Quarzitkristall. Aufhocker rechts und Hochgreifen mit rechts an offene vertikale Leiste. Eindrehen nach rechts an schlechten Tritten und Überkreuzen mit links an darüberliegende vertikale Leiste (erster Schlüsselzug). Weiteres schwieriges Umstehen und mit rechts an die darüberliegende Minileiste. Mit Links an gute vertikale rechtwinklige Leiste. Linken Fuss umstellen (Zweiter Schlüsselzug). Rechte Hand hochnehmen und mit Links an schmierige horizontale Leiste. Rechts darüber an obere Mikroleiste und mit dem linken Fuss in die Verschneidung schwingen und Tritt treffen. In Kusimanier das Gewicht über die Füsse nach links bringen und weit zu einem guten Griff. Ausruhen. Knieklemmer. Mit Risskletterei zwei Meter weiter an einen runden Griff und mit einem weiten dynamischen Zug an einen Aufleger (hier bitte nicht mehr loslassen. Bitte, bitte, bitte ;-)). Schlecht stehen und weitermurksen an weiteren schlechten Aufleger. Besser stehen und an Henkel, dann leicht an Abseilstelle.

Also habe ich das versucht. Leider wusste ich noch zu wenig über die Füsse resp. Tritte und so nahm ich Flugstunden. Zwar hat es in dieser Route netterweise vor der Schlüsselstelle einen Bohrhaken (den einzigen), aber mich hats halt immer oben rausgenommen und das Entwickeln von Strategien hat viel Energie gekostet. Das Ausprobieren hat dennoch viel Spass gemacht und ich bin endlich wieder einmal weit gefallen. Zwar «nur» in einen Bohrhaken, aber dennoch. Nach einem weitern TR-Versuch war dann die Kraft alle und wir zuckelten gemütlich nach Hause.

Alles war müde. Die Schultern vom Rack tragen und Laybacken. Die Haut vom Abrutschen. Der Körper vom Verstemmen und Spannen. Die Füsse sowieso. Aber die Hände sind am schlimmsten. Das Rissklettern ist sehr ungewohnt und die Hände werden gequetscht, gestaucht, verdreht und das Hantieren mit Klemmkeilen, Friends und Seil tut sein Übriges. Dreckig sind wir und stinken tun wir auch. Und die Guetsli und das Bier ist ausgegangen. Daraus folgt … Zwei Ruhetage!

3 Comments

  1. Posted 23 Oktober 2012 at 09:23 | #

    Hallo ihr zwei
    Vielen Dank für die ausführlichen Berichte in eurem Blog, macht wirklich Spass, mit euch virtuell zu reisen.
    Liebe Grüsse aus dem nebligen Zürich
    Martina & Dominik

  2. Christophe
    Posted 25 Oktober 2012 at 07:14 | #

    Hope you enjoyed the rest! Keep up the climbing and the postings, they send a ray of sunshine below the Zürich stratus 😉

    Hugs,
    Christophe

  3. Yannis
    Posted 25 Oktober 2012 at 17:23 | #

    Liebe Rahel
    Ich finde deinen Blog sehr schön. Ihr habt mega coole Kletterfotos gemacht. Es ist doch bestimmt sehr schwierig diese Wände hochzuklettern.
    Wir im Kinderkurs im Milandia freuen uns sehr, wenn du wieder da bist.
    Ich freue mich schon wenn ich meinen Geburtstag mit dir feiern darf.
    Liebe Grüsse Yannis