Klettern – regrebneuel | kernen https://blog.regrebneuel.ch a dream team underway in down under Tue, 13 Nov 2012 11:42:44 +0000 de-CH hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.9 Southern Grampians, Victoria Range – Grande finale https://blog.regrebneuel.ch/2012/11/southern-grampians-victoria-range-grande-finale/ Tue, 13 Nov 2012 11:39:37 +0000 http://blog.regrebneuel.ch/?p=1659 Dass der Nationalpark noch viel mehr Fels bietet, wussten wir und darum wollten wir noch den südlichen Teil beklettern. Zwar sind die Gebiete kleiner und die Zustiege länger, steiler und buschiger (je nachdem, ob frau sie findet), dafür haben sie alle einen individuellen Charakter und es sind wahrhaftig kleine Juwelen. Als Erstes besuchten wir die Gallery, ein reines Sportklettergebiet (auch eine Seltenheit in den Gramps). Der Fels ist dunkelrot, steil und es hat Griffe, die einfach Spass machen (also, Rachel vor allem). Von Löchern und Klemmern zu Knubbeln und Leisten, einfach alles ausser Risse. Mit Monkey Puzzle (28) hat Rachel wohl eine der lässigsten 7c+ ihres Lebens geklettert. Mit fieser Boulderstelle, niedergehendem Dach an Klemmern und Piazen und und und. Dass wir das Seil beim Ausräumen so verklemmten, dass wir uns mit Prusik und Grigri retten mussten (und das in einem Sportklettergebiet!), war uns dann auch egal. Der Fotoapparat war ja sowieso auf dem Zeltplatz geblieben …

Am nächsten Tag bekletterten wir die Eureka Wall. Diesmal ganz anders. Mit Darwins Theory, einer beeindruckenden 18, über zwei Seillängen an den Stand und von hier aus (im TR) die gruslige Verschneidung von Pytagoras Theorem (26) und dann grad zweimal weils so schön ist, die Archimedes Principle (26), eine Linie, die es wohl so nur einmal gibt. Gut absicherbar, gutgriffig und superästhetisch.

Langsam ging uns die Luft aus. Drum war ein Tag Sightseeing angesagt. Wir fuhren zur Vogelschau an den Lake Wartook, an die McKenzie Falls Wasserfall schauen und am Sundial Parking zum Boulderparcours à la Fontainebleau inklusive Steinpilz (nur schauen, weder klettern noch essen). Zum Glück trafen wir dann in Halls Gap unsere Radler out of Rosenheim (schon) wieder, und die versorgten uns mit Quarkzwecken zum Znacht und brachten uns auch unser wertvolles (acht Dollar!) Victorinox-Messer wieder (ohne das kann man einfach nicht gscheit Zwiebeln schneiden), dass beim letzten Gemeinschaftsabwasch in ihre Küche gelangt war. Eine wahrlich noble Heldentat, bei ihren beschränkten Platzverhältnissen und der Schlepperei auf ihren Radln.

Sie wollten, so wie wir, am nächsten Tag am Mount Rosea klettern, weil es da so schöne tolle lange Routen gibt. Diesmal stellten wir es klüger an als beim ersten Mal und fuhren in aller Herrgottsfrühe los, stellten das Auto etwas unterhalb der Strassensperre ab (wo wir auch Wasser für die Radler deponierten, die für ein paar Tage hochgeradelt sind mit Sack und Pack) und spazierten gemütlich und mutterseelenallein auf einem Deluxe-Weg zum Einstieg unserer Grampians-Abschiedsroute mit dem passenden Namen „The Last Rites“, eine 124m lange Traumtour im Grad 19. Gaby durfte als letzte Ölung noch eine 18 vorsteigen und wir genossen die Ambience in vollen Zügen.

Die Grampians gaben auch noch einmal alles, was sie zu bieten hatten und so kletterten wir zwischen eitel Sonnenschein, kaltem Wind und Nieselwetter zum Ausstieg. Runter ging es über die Giants Staircase, in der Tat eine Riesen-Treppe, bequem zurück zu unseren Siebensachen. Unten trafen wir nochmal Sabine und Robert, von denen wir uns nun endgültig verabschiedeten (und ihnen zum ungefähr siebten Mal eine weiterhin tolle Reise wünschten) und machten uns auf den Weg zu Cape Bridgewater, wo wir uns von Fran nochmal ihre Surfausrüstung borgen wollten.

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Das Leiden der Lämmer https://blog.regrebneuel.ch/2012/11/das-leiden-der-lammer/ https://blog.regrebneuel.ch/2012/11/das-leiden-der-lammer/#comments Sat, 10 Nov 2012 11:32:34 +0000 http://blog.regrebneuel.ch/?p=1612 Mehr oder weniger erschlagen waren wir also wieder zuhause in den Grampians. Und da wäre ja noch die Serpentine zu klettern, eine Traum-29, sie wird als eine der schönsten Australiens gehandelt, wenn nicht sogar weltweit. Wir wollten von dem kühlen Wetter profitieren und sie heute einmal anschauen gehen. Schneller gesagt als getan. Um an den Stand zu gelangen, muss frau eine erste Seillänge klettern, eine 24. 7a ist ja eigentlich nicht so problematisch, auch wenn es Quergänge drin hat und man sie selber absichern muss. Wenn es denn eine 24 wäre. “horrible,c’est horrible” ist die Aussage des einen Franzosen (ein Profikletterer), der die Serpentine an einem Tag geklettert ist. Im Führer steht dazu: Absolutely terrifying. Und so geht es Rachel auch. Mit Schulterstand zum ersten Griff, mit Seilzug zum zweiten, der acht Meter lange Quergang ist dann auch das Einfachste an dieser Seillänge. Mittels bereitliegendem Cheaterstick den nächsten Haken einhängen und sich an Schleimgriffen und mit Seilzug hochwürgen. Da ist dann das Selbstvertrauen im Eimer. Der fixe Karabiner am nächsten Haken erleichtert zwar das Einhängen, aber dafür muss frau nachher richtig klettern. Auch wieder ein Quergang, diesmal rund und ohne positive Griffe. Gottseidank hat es ein Placement in der Mitte, da der nächste Haken erst nach einer weitern Boulderstelle einhängbar ist. Beim Stand ist Rachel völlig am Ende mit den Nerven (Belay Bunny meint, schon lang vorher). Die ganze Route mit Daunenjacke geklettert und trotzdem im Wind und in der Kälte fast erfroren. Ein herzliches Danke an die stoische Sichererin Gaby. Gaby kommt die Abkürzung mit den Jümars hoch und hault Sack und Pack in die Höhe, Rachel seilt ab, um die ganzen Quergänge von unten her wieder auszuräumen. Diesmal kann sie dann wenigstens mit Ach und Krach die Einzelstellen klettern, ist am Stand aber völlig kaputt und so ist an ein Ausbouldern der Serpentine nicht mehr zu denken. Also alles wieder nach unten, nur das mühsam hochgehängte Seil bleibt über Nacht und hält die Stellung. Am nächsten Morgen wieder das Fixseil hoch und rein in die Route.

Leider hat sich Rachel über Nacht noch nicht erholt (weder physisch noch psychisch) und das Ausbouldern wird zum Desaster. Völlig frustriert räumen wir die Route aus und seilen ab. Es hat zu viele tolle Routen in den Grampians, um noch weitere Tage zu «opfern». Viele, die an der Taipan Wall Routen klettern wollen, laufen aussen herum und fixieren ein Seil von oben, um sich die Routen in Ruhe anzusehen, sie auszubouldern und allenfalls nötige Sicherungen zu legen. Ist zwar ethisch weniger sauber, aber bei einem engeren Energie- und Zeitrahmen bestimmt effizienter. Im Trackside bouldert sich Rachel den Frust von der Seele und flasht einen V6, diesmal mit positiven Griffen. Wieder auf dem Campsite treffen wir Sabine und Robert wieder (sie sind 3½ Jahre mit dem Velo in der Welt unterwegs), mit denen wir schon in Arapiles Bekanntschaft geschlossen hatten, und wir tanken uns mit feinem Kaiserschmarrn auf.

Gaby hat für den nächsten Tag die Trident (2SL,14) ausgesucht. Eine wirklich tolle Route in bestem Fels. Wir benutzen wieder einmal den Camelot Nr. 4 (warum ist das dann immer das erste Placement?). Danach hängen wir noch die Technical Ecstasy dran (3 SL, 20) und klettern das erste Mal seit langer Zeit in geneigtem Gelände. Das Absichern hier ist dafür anspruchsvoller, da viele Risse seicht und offen sind. Langsam merken wir, dass wir hier nicht mehr unbegrenzt Zeit haben und drum suchen wir uns die Rosinen aus dem Kuchen. Wie zum Beispiel die Sandinista. Ein Riss, der in steilem Gelände nach rechts wegzieht. Kann frau gut absichern, steht da, wenn genug Kraft in den Armen vorhanden ist. Je nach Führer ist sie 35 Meter lang und 23 oder 40 Meter und 22. Jedenfalls hat Rachel brutal aufgeblasene Arme und Gaby nach dem Ausräumen auch. Dann machen wir uns auf die lange Wanderung nach Van Diemens Land um dort Body Count (24), eine steile Riss-/Lochlinie zu klettern. Zum Abschluss bouldert Rachel noch etwas in der Chickenheadhunter (23! War zum Auswärmen gedacht) und wir machen uns auf den immer noch langen Weg zurück zum Auto.

Es ist wieder einmal höchste Zeit für eine Dusche, aber voerher klettern wir noch die Spillway/Navarre-Kombination (2 SL,18) mit unseren Radlern Sabine und Robert. Mit Carrot-Haken! Die Route steigt ähnlich der Septumania in einer Rinne hinauf. Dass es die ganze Zeit etwas regnet, stört uns alle nicht, etwas Abkühlung ist eher positiv. Die zweite Seillänge vermasselt Rachel und klettert zu weit rechts (war aber auch schön). Drum müssen wir nach dem ersten Abseiler die zweite Seillänge, eine wunderschöne schräge überhängende Verschneidung, nachholen. Dann sind alle zufrieden, wir verabschieden uns von Sabine und Robert und dürfen endlich nach Horsham duschen.

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Gramps – Bouldern bis die Fliegen kommen https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/gramps-bouldern-bis-die-fliegen-kommen/ https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/gramps-bouldern-bis-die-fliegen-kommen/#comments Wed, 31 Oct 2012 08:51:15 +0000 http://blog.regrebneuel.ch/?p=1513 Zurück in den Grampians und voll motiviert, das Crashpad weichzukriegen, boulderten wir im Andersens-Gebiet. Die ca. 200 Probleme wollten doch zumindest angeschaut werden. Wir hatten sozsagen die Qual der Wahl und so entschied sich Rachel für die Tim Tam Traverse (V7), nicht zuletzt weils nicht so hoch war … Irgendwie war es aber dafür lang und die anfangs eher unterschätzten Griffelchen saugten ganz schön an Fingern und Schultern. Mit zunehmender Wärme und Müdigkeit schwitzten die Finger immer mehr und Rachel noch am letzten Zug runter … Drum musste Gaby an ihren Block. Dessen doch scharfen Griffe rissen und zerrten an der zarten Fingern und drum war auch da schon bald mal fertig probiert. Drum nix wie aus den Fliegen und Mücken raus in die Höhle des Löwen, in die Hollow Mountain Cave. Dort war es doch deutlich kühler und wir versuchten uns zu orientieren, wo und wie alle diese Boulders verlaufen. Die Locals halfen uns ganz nett dabei und so hatten wir den Wimmel Friedhoff (V5, vier Sterndli!) bald entdeckt, so dass Rachel zu probieren anfangen konnte. Der Anfang war auch hier vielversprechend, aber dann kommen zwei Aufleger und ein weiter Zug und die Schwitzparty von Rachels Fingern liess sie Mal um Mal abtropfen. Genervt und entmutigt versuchte sie dazwischen Easy does it (V4), das Problem war aber nur so irgend ein Zwischenstück ohne richtigen Anfang und Ende (Auf dem Weg des langen Boulders Wheel of Life, Vunendlich), wobei die Hauptaufgabe darin bestand, den Allerwertesten nicht dem Boden entlang zu schleifen. In der Zwischenzeit hatte sich ein Plaudergrüppchen um den Wimmel Friedhoff angesammelt; dabei hält man und frau die Hände an die Griffe, diskutiert enthusiastisch über Job, Reisen und Social-life, dann werden die Füsse schnell ab dem Boden gehoben und nach einem Zug wieder an den Boden gestellt, da sonst die Atemluft für den Gesprächseinschub fehlt. Schliesslich machte Rachel doch noch einen Klettereinschub und konnte die Aufleger endlich halten und erstaunlicherweise die darauf folgenden Griffe auch noch. Da war sie zwar total am Ende, aber wieder voll motiviert, das Cave Girl auszubouldern. Gaby und die Vernunft erhielten dann aber die Oberhand und wir spazierten zum Auto zurück.

 

Um der Hitze etwas zu entgehen, machten wir uns am nächsten Morgen mordsfrüh wieder ins Andersens-Gebiet auf, hatten wir doch da noch einige Projektli laufen. Nach einem gemütlichen Aufwärmen kletterte Gaby ihr Lygon St Massacre (V3) locker im zweiten Go und drum musste Rachel die Tim Tam Traverse ja dann auch klettern. Gaby kletterte weitere zwei, drei Boulder darunter die wunderschöne Golden Arete (V0, drei vollverdiente Sterndli) dafür kriegte Rachel ihren Hintern nicht mehr vom Boden weg. Also runter mit der V-zahl, da ging es zwar wieder, aber eher länger (Sidney high rise, V3) und nur wenig besser. Es musste an der Hitze liegen. Vom hochgiftigen Mückenspray beschützt, verbrachten wir die heisse Mittagszeit mit Lesen und Schlafen und Rachel übte … Jede weitere halbe Stunde wird die Temperatur besser, aber Rachels Geduld kleiner. Als keine mehr da war und Rachel alle! Boulders besichtigt hatte, reichten wir noch einige schöne Probleme nach: Faith (V3) kurz aber wunderschön, Gaby versuchte den ersten Sprung (vom Nachbarfels) an das Peter-Parker-Problem (V5) (mit den Wandergaloschen, da wäre sie oben in die Bedrouille gekommen), J.S. Memorial Slab (V4, in Fontainebleau höchstens 5a). Und dann war aus die Maus und wieder Ruhetag angesagt.

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Arapiliiis, the sequel https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/arapiliiis-the-sequel/ https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/arapiliiis-the-sequel/#comments Sat, 27 Oct 2012 05:23:07 +0000 http://blog.regrebneuel.ch/?p=1444 Tja, da war ja also noch ein offenes Projekt im Kopf und am Fels und so mussten/durften wir länger in den Araps bleiben. Nach zwei Tagen gut erholt und meganervös wurde zuerst die Notausstiegsroute (Dazed and confused, 20) eingerichtet. Wo Rachel dann auch prompt in die erste Zwischensicherung fiel, die, obwohl nur ein klitzekleines Keilchen (Black Diamond Stopper Nr. 4 für Nerds) hinter einer schon recht abgetrennten Schuppe, Gaby davor bewahrte von Rachel und dem Rack erschlagen zu werden. Das Testen von neuen Platzierungen sollte eben nur im stabilen Dreipunktmodus angegangen werden … Sonst war diese Route eine sehr schöne und angenehme Alternative.

Dann dieselbe Geschichte nochmal: Absicherung in Masada platzieren, Gaby sichern (die natürlich den Nr.-4-Keil ohne Hammer nicht rausbrachte, danach also mit improvisiertem Steinhammer das Ganze nochmal, um den ollen Keil rauszuhämmern), Pause machen, einsteigen. Schneller als gedacht war die Schlüsselstelle geschafft, aber Rachel war so nervös, fast hätte sie es noch oben verpatzt. Aber auch die letzten Aufleger sind ihr nicht aus den Fingern geglitten. Bravoooo, erste 8a in Australien geklettert!

Danach war Rachel euphorisch und Gaby erledigt. Aber die musste ja Dazed and confused zum dritten! Mal klettern und ausräumen. Dafür kletterte Rachel anschliessend noch Birdman of Alcatraz, 23, wo sie an der Untergriff-Piazschuppe sehr energisch mit ihrem linken Fuss kommunizierte, welcher sie im Stich lassen wollte, und das noch vor dem Zwischensicherung legen … (Wir haben heute ein Bild von Lynn Hill in derselben Route gesehen; sie sieht auch nicht ganz relaxt aus. Das tröstet.)

Am nächsten Tag war dann Kachoong angesagt. Muss frau geklettert haben, wenn in Arapiles. Ein Zweieinhalb-Meter-Dach mit zwei Megaschuppen, Grad 21 (ca. 6b+). Zum Aufwärmen kletterten wir Touchstone (2 SL, 14), wunderhübsche Wandkletterei, der reine Genuss. Und dann gings eben zu Kachoong. Mit eigener Absicherung zu klettern braucht ja deutlich mehr psychische Energie als Hakenturnen, davon war aber heute einfach nichts mehr übrig: kein Selbstvertrauen mehr, alles gestern aufgebraucht. Und so fürchtete sich Rachel durch die Route, obschon die Schwierigkeit durchaus moderat war, und legte reichlich Sicherungen. Aber die Helmkamera hatte sie trotzdem montiert zum Ausprobieren… Dass diese Route für die Nachsteigerin noch anspruchsvoller ist (vor allem, wenn sie noch so viele Sicherungen rausnehmen darf), ist gegeben. Gaby kämpfte sich also auch durchs Dach (aber der Mitte mit den Freunden Jumar und Ducky) und durfte so viel Fluchen wie sie wollte, da Rachel oben eh einen Tilt hatte und sowieso nicht viel hörte. Danach war dann nur noch Apero und Chillen angesagt.

Um den Arapiles einen würdigen Abschied zu geben, kletterten wir an unserem letzten Tag die Kombination Kaiser-Resignation (18) und nochmal über den Ivan (13, diesmal mit Lead Gaby) zu unserer letzten Arapiles-Seillänge Jenny Wren (21). Eine eindrückliche Linie einer 30m-Kante entlang. Mittlerweile nieselte es immer wieder und als wir grad wieder abgeseilt waren, legte der Regen so richtig los. Dank den Überhängen konnten wir das Schlimmste auswarten (10 Minuten), und als wir unten auf dem Zeltplatz waren, herrschte schon fast wieder eitel Sonnenschein. Am wärmenden Abschiedslagerfeuer waren die Kiwis in der Mehrzahl, darunter zwei BF, und so schwatzten wir über NSL und über die Schweizerberge (vier von ihnen waren schon auf dem Matterhorn), über das Eldorado, übers Bergell und was sonst noch so zuhause auf uns wartet.

Jetzt heisst es Byebye Arapiles, welcome back the Gramps! Aber erst mal gibts einen Ruhetag 🙂

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Mount Arapiles https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/mount-arapiles/ https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/mount-arapiles/#comments Tue, 23 Oct 2012 03:52:24 +0000 http://blog.regrebneuel.ch/?p=1379 Ausgesprochen Äräpiliiiiiiiis oder einfach und kurz Araps. Eine Felsformation von ungefähr vier Kilometern Länge und maximal 150 Meter Höhe mit 3000! Routen. Der Fels ist Quarzit, der Bruder vom Sandstein, aber deutlich härter, vertrauenswürdiger und deutlich strukturierter. Vertikal und horizontal gebändert, bietet er alles fürs Kletterherz.

Nur keine eindeutigen Linien, und so klettert sichs kreuz und quer über den ganzen Felsriegel, sinnvollerweise mit dem Führer in der Hand, damit frau sich die Routen zusammensetzen kann. Gottseidank ist die Kletterei meist steil und oft überhängend und die Magnesiaspuren zeigen den ungefähren Weg an, denn – Bohrhaken sind nur sehr selten zu sehen.

Einige Boulders stehen auch noch rum. In der Beschreibung steht, dass bei diesen die Alten von den Jungen bewundert werden. Also macht sich die Alte am Abend auf und geht bouldern. Die Quergänge haben, ganz Araps-style, irgendwo eine richtig schwere Stelle, da tut sich die Alte dann auch schwer. Zugucken tun da aber nur zwei Känguruhs. Ist vielleicht auch besser so. Das einsame Bouldern ist trotzdem und gerade deswegen ein super Erlebnis.

Aber die vielen 3-Stärndli-Routen warten auf uns. Am ersten Tag im Sektor Atridae, immer passend zu Gabys Lektüre, klettern wir neben Muldoon (13) auch den Orestes (23) und den Agamemnon (Chimney, 11); wunderschöne Routen in einer für den Grad unerhörten Steilheit und Exposition. Dann in den Organpipes etwas weniger literarisch, aber umso schöner das Horn Piece (13) und Tannin (18). Die einzigen Haken an diesem Tag sind (netterweise) die Abseilstände (Anekdote einer Diskussion zwischen zwei Kletterern beim Rückzug, wie viel Material beim Abseilen zurückgelassen werden soll: Du lebst vielleicht länger als ich, aber ich sterbe mit einem vollständigen Rack!).

Tags darauf wagten wir uns schon in den Routenwirrwarr der Bardwand und der oberen Bluffs. Also rauf über die Euridyce (2 SL, 18), via die letzte Seillänge von Bard (15) bis auf das erste Gipfi, dann über das Band zum Skorpion direct (1SL, 17) und direkt in die Quo vadis (1 SL, 19), wieder mittels Abseilen runter, zurück zum Band, die Ivan (1 SL, 13) und als Abschlussseillänge den Blockbuster (12). Da brummt der Kopf, nicht nur vom Routenlesen, sondern auch vom selber Absichern und sich fürchten, drum wars Zeit für Apéro.

Irgendwie waren wir am nächsten Tag etwas müde und wir machten einen der seltenen richtigen Ruhetage, nix posten, nur posten, nirgends hinfahren, lesen, Gummibärli essen,Drachen beobachten, zuerst Kaffee- und später Biertrinken.

Nach ausgiebigem Schlafen war aber Leistung angesagt. Es fing damit an, dass wir

a) früh aufstanden

b) weiter liefen als die ersten zwei Tage

c) Judgement Day (Traverse, 3 SL, 19) kletterten

d) in die Route abseilten

  • um bschiessenderweise die Keile und Friends in Trojan (25) vorzuplatzieren
  • nach 4 Meter merkten, dass es die falsche war , «Gaby es isch glaub ich es 27i»
  • Gaby nix sagte, dass es eine 29 war
  • Rachel sich schon beim Absichern auspowerte
  • und gar nix war mit mutig Vorsteigen, sondern nur Toprope
  • aber es auch nix nützte, da sausteil
  • aber die Züge doch gingen und drum jetzt ein Projekt geboren war

e) Lamplighter (Armleuchter? 3 SL, 14) zum Auswärmen kletterten

f) wir unser Bier definitiv verdient hatten.

Und immer noch waren 3-Stärndli-Routen übrig.

Also noch früher aufstehen, noch weiter laufen und Skink (3 SL, 18) klettern und dann bei etwas zu warmen Temperaturen noch die Brolga (3 SL, 15), eine Platte zum selber Absichern? Das geht, ist aber etwas gfürchig. Aber die Sonne hatte uns, beziehungsweise unseren Füssen definitiv den Rest gegeben. Und wir brätelten uns auf unseren Camping zurück.

Das Projekt ging auch über Nacht nicht weg und wartete auf uns. An ein Vorsteigen mit Legen der Absicherung war aus mentalen und physischen Gründen nicht zu denken. Also mussten wir wieder den Umweg über eine andere Route machen. Drum wir kletterten Kingdom come, zwar nur 20, aber mit expo schlifrigem Boulderstart und irgendwie sollte frau sich dann den Rest des Risses raufbridgen, aber Rachel (europäisches Klettertussi mit Felskontakthemmungen) endete eingeklemmt im Riss und als noch Material runterflog, war eine gute Runde fluchen angesagt. Gaby hatte mit der Seillänge weniger Mühe, an der Schlüsselstelle dank ihrem Freund Jumar, an der nächsten schweren Stelle french free und grundsätzlich weniger Berührungsängsten. 🙂 So waren wir aufgewärmt und schon etwa ausgepowert, als wir am Stand der Masada ankamen. Also noch Absicherung im Abstieg vorplatzieren, sich nochmal alles merken und Seil abziehen. Masada ist 25 Meter lang und ca. 5 Meter überhängend. Anbei eine Beschreibung meinerseits. Wer das nicht lesen will, einfach den nächsten Abschnitt überspringen.

Gestartet wird sehr steil mit einem harten Layback (Kneebar zum Klippen oder legen), dann kontinuierliche Risskletterei gemischt mit Laybacks mit viel Schwerpunktverschiebung zu einer guten Handklemmruheposition. Weiter über weite Züge und Zangengriffe an eine weitere Ruheposition mit Aufsitzer an Schulterseitgriffen. Über skurrilen Seitgriffzug und weiterem Layback zu Seitenuntergriff. Die Schlüsselstelle ist deutlich weniger steil aber lang und komplex, etwa drei Meter lang mit Bogen nach rechts und weiterer Querung nach links: Kreuzzug an horizontale Zange mit links, dann mit schlechten Tritt nach weit nach rechts an vertikale Zange. Schwerpunktverschiebung nach rechts zum Belasten der rechten Hand. Hochschnappen mit links an horizontalen Quarzitkristall. Aufhocker rechts und Hochgreifen mit rechts an offene vertikale Leiste. Eindrehen nach rechts an schlechten Tritten und Überkreuzen mit links an darüberliegende vertikale Leiste (erster Schlüsselzug). Weiteres schwieriges Umstehen und mit rechts an die darüberliegende Minileiste. Mit Links an gute vertikale rechtwinklige Leiste. Linken Fuss umstellen (Zweiter Schlüsselzug). Rechte Hand hochnehmen und mit Links an schmierige horizontale Leiste. Rechts darüber an obere Mikroleiste und mit dem linken Fuss in die Verschneidung schwingen und Tritt treffen. In Kusimanier das Gewicht über die Füsse nach links bringen und weit zu einem guten Griff. Ausruhen. Knieklemmer. Mit Risskletterei zwei Meter weiter an einen runden Griff und mit einem weiten dynamischen Zug an einen Aufleger (hier bitte nicht mehr loslassen. Bitte, bitte, bitte ;-)). Schlecht stehen und weitermurksen an weiteren schlechten Aufleger. Besser stehen und an Henkel, dann leicht an Abseilstelle.

Also habe ich das versucht. Leider wusste ich noch zu wenig über die Füsse resp. Tritte und so nahm ich Flugstunden. Zwar hat es in dieser Route netterweise vor der Schlüsselstelle einen Bohrhaken (den einzigen), aber mich hats halt immer oben rausgenommen und das Entwickeln von Strategien hat viel Energie gekostet. Das Ausprobieren hat dennoch viel Spass gemacht und ich bin endlich wieder einmal weit gefallen. Zwar «nur» in einen Bohrhaken, aber dennoch. Nach einem weitern TR-Versuch war dann die Kraft alle und wir zuckelten gemütlich nach Hause.

Alles war müde. Die Schultern vom Rack tragen und Laybacken. Die Haut vom Abrutschen. Der Körper vom Verstemmen und Spannen. Die Füsse sowieso. Aber die Hände sind am schlimmsten. Das Rissklettern ist sehr ungewohnt und die Hände werden gequetscht, gestaucht, verdreht und das Hantieren mit Klemmkeilen, Friends und Seil tut sein Übriges. Dreckig sind wir und stinken tun wir auch. Und die Guetsli und das Bier ist ausgegangen. Daraus folgt … Zwei Ruhetage!

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Eine Woche Grampians https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/eine-woche-grampians/ https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/eine-woche-grampians/#comments Thu, 18 Oct 2012 11:57:40 +0000 http://blog.regrebneuel.ch/?p=1327 So waren wir also wunderbar in den Gramps angekommen und richteten uns auf dem Zeltplatz am Mount Stapylton gemütlich ein. Sogar unser Kilozelt stellten wir auf, und es sollte mehr als handy sein, war es doch quasi Garage für unsere Rucksäcke und das Crashpad und markierte unsere Campsite als besetzt, wenn wir wegfahren mussten.

Nach dem Einrichten ging es gleich noch vor dem Abendessen los, das Crashpad auf seine neuen Aufgaben einzustimmen. Gleich um die Ecke gibt es ein kleines, aber feines Bouldergebiet mit ein paar ziemlich harten Knacknüssen. Rachel war schon vollmotiviert am Hardmoven, da gewöhnte sich Gaby mal langsam wieder an die harte Realität in Steilboulders: Es geht grad mal so der Aufwärmboulder (heisst Mary, Mary!) Da hilft es dann auch wenig, wenn der Nackenwirbel wieder mal blockiert und man so gar nicht im Steilen in den Armen hängen mag… Naja, Rachel biss sich dann doch auch bald mal an zwei, drei Problemen die Zähne aus und so war Feierabend angesagt, schliesslich ist ja morgen auch noch ein Tag!

Wir genossen so richtig die Sonne und das Sundownerbier in unseren Sesseln, als es aus dem heiterhellen Nichts zu schütten anfing. Also alles reinräumen und drinnen rumhängen und kochen. Am Morgen war dann wieder Sonnenschein pur und wir räkelten uns in unseren Schlafsäcken in der Sonne; einfach super, so ein multifunktionales Crashpad! Dazu gabs leckere Pancakes mit Ratatouille-Resten vom Znacht. Weil Rachel noch offene Rechnungen hatte, gings also nochmal zu den Campsite Boulders. Etwas aufwärmen, und schwuppdiwupp wurde ein Boulder nach dem anderen geklettert; besonders witzig war Ross’s Problem, wo aus einem Dach von einem Untergriff in ein Zweifingerloch gespannt wird und man dann anschliessend Füsse voraus über die Dachkante rausgeht. Nur die fette Kuh (Fat Cow), die musste noch warten (auf eine Gesellschaft mit etwa drei Crashpads und fünf Spotter), und auch die Happy Camper Traverse widerstand Rachels Bemühungen, bis der Saft wieder weg war.

Am Abend regnete es wieder kurzfristig, und wir grillierten und musizierten mit Schirm und Regenkleidern am Feuer. Mit von der Party eine lustige Gruppe einer Outdoor-Adventure-Bude, die das Wochenendlager für eine Gruppe koptischer Jugendlicher vorbereitete. Es ward trotz Nässe ein heiterer Abend. Da für den nächsten Nachmittag wieder Regen angesagt war, entschieden wir uns für das regensichere Bouldergebiet Kindergarten und da Gabys Nacken noch immer zickte, was das Zeug hielt, wollten wir zu Fuss da hin (was gewisse Australier mit ehrfürchtigem Staunen zur Kenntnis nahmen: «you really should drive there you know, it’s only a ten minutes walk then». Wir dachten uns aber, eine Stunde Bushwalking tut uns beiden gut und packten alle Regenklamotten für den Rückweg mit ein. Der Weg war auch wunderhübsch; was wir nicht bedacht hatten, ist dass so ein Bushwalk nach einer verregneten Nacht einen noch ungefähr so sehr durchnässt, wie wenn es regnet … Nach ca. der Hälfte der Distanz wurde der Weg Gottseidank breiter, sodass wir beinahe wieder trocken waren, als wir im Gebiet ankamen. Allerdings kamen wir durch einen Verhauer zuerst in ein anderes Gebiet, Epsilon Wall genannt, und die schönen Linien bezirzten Rachel, sodass wir etwas dort blieben, was Rachel ihren ersten V7-Boulder in Australien bescherte.

Als wir dann endlich im Kindergarten ankamen, wollte auch Gaby etwas bouldern, schliesslich wärmt das auf 🙂 Der Fairy Head ging onsight (V0 mit Sternli, yeeaahhh!), das nächste V0 (Cheerleader) war giftig steil und ekelhaft schräg am Einstieg und erforderte schon mehr Anläufe; den V2-Boulder mit dem klingenden Namen Charlies Sex Tour, dessen Ausstieg etwas expo aussah, kletterte Rachel mal vor. Gaby brach dann ihren Versuch an der Schlüsselstelle ab («gaasch no wiiter?»), bevor sich Rachel zu Tode fürchtete. Also rüber zu Rachels Kindergarten-Ambitionen, zwei wunderschönen Linien (3 Sterndli) in einer steilen Wand (uuuhuuere steil), doch auch Spanking the Monkey Bar und The Nevin Rule müssen auf einen weiteren Besuch warten, denn urplötzlich fiel das schlechte Wetter ein und es begann zu stürmen und zu schütten. Der Regen war unter dem Dach ja kein Problem, aber uns wurde es ganz einfach zu kalt und zu windig, also alles und alle regendicht einpacken und heimmarschieren, diesmal der Strasse entlang, das war sehr viel angenehmer und nur wenig weiter. Sogar einen Lift konnten wir noch hitchen für die letzten zwei Kilometer.

Der folgende Tag begann dann so grau und nass, dass wir uns leichten Herzens für einen Ruhetag in Horsham entschieden. Im Kino lief My Sister’s Sister, der ganz ok war, auch wenn die Tonspur sehr lückenreich war. Im Saal aber war es kalt und zugig, sodass wir uns dankbar in die wärmere Bibliothek flüchteten (Strom für Laptop und Gratisinternet). Im Aquatic Centre hätten wir sogar warm duschen können für wenig Geld, doch wir waren beide zu unmotiviert, bei der Kälte aus unseren sieben Schichten zu schlüpfen, und so blieben wir bei unserem Dirtbag-Dasein und gingen stattdessen Pizza essen.

Das Wetter war wieder besser (und wärmer!) angesagt, also wollten wir endlich ans Seil und unsere Freunde und Keile legen. Im Summerday Valley war es denn auch wunderhübsch und Gaby konnte gaaanz viel Vorsteigen und Rachel räumte brav auf hinterher, doch warm war es nicht wirklich. Nach diesem Quasi-Ruhetag war dann für Rachel Highnoon angesagt: Wir statteten der Taipan Wall einen Besuch ab! Noch vor Wochenfrist hatte sie gejammert, weil sie dort ja eh nichts vorsteigen könne, und nun stieg sie in The invisible Fist, 26, ein, eine Route mit Haken, die aber zusätzlich mit Gear abgesichert sein wollte. Schon vom ersten zum zweiten Haken ein Mega-Runout und für Kleine fast nicht zum Klippen. Es schimpft und fürchtet sich Rachel in der Wand und Gaby beim Sichern. Aber frau hat noch einen kleinen blauen Freund dabei, so kann die Sturz- und Angsthöhe etwas gemindert werden. Kaum ist der Haken glücklich geklippt, kommt Rachels erste Crux, die sie nach einigen Stürzen mit einem sehr dynamischen Zug meistern und einen fixen Linkercam klippen kann. Und schon beginnt das blöde Spiel von vorn am nächsten Haken: Sie kann nicht klippen, weil zu klein. Es schimpft immer lauter aus der Wand, aber am Boden fürchtet es sich nicht mehr so sehr, weil etwas besser zu sichern. Gfürchig bleibt es, bis auch der Haken geklippt ist. Von dort geht es dann sturzfrei, mit noch zwei Pausen zum Umlenker. Runterkommen, Durchatmen, viel Lob vom Belay Bunny, das unten am Stand in Regen und Wind klaglos beinahe erfroren ist, und dann erst mal Pause, Essen und Spazierengehen zum Wiederäufwärmen des Belay Bunnys. Im zweiten Anlauf ist dann die Route ratzfatz durchstiegen und gepunktet, Bravoo! Wir switchen die Route mit einer anderen Partie, die Mr Joshua (auch 26) geklettert hat und so haben beide den Vorteil, nur einmal die Schlingen einhängen zu müssen. So geht doch das mit dem Klippen wesentlich angenehmer! Doch Rachel verklettert sich und fliegt im hohen Bogen aus der Route. Auch die Schlüsselstelle will etwas ausgebouldert sein, bis sie das Top erreicht. Zu müde für einen zweiten Versuch, baut sie die Route ab (wir kommen wieder!) und merkt sich all die Placements für die zusätzliche Absicherung, damit das Rack für den nächsten Versuch dann so leicht wie möglich ist. Etwas klettern soll es aber doch noch sein, also rein in die reine Sportroute Dial A Lama (24). Die zeigt ihr dann aber, wo der Bartli den Most holt, und die kräfteraubenden Sloper schütteln sie gnadenlos ab. Völlig abgekämpft kommt sie doch noch oben an und wir machen, da es endlich angenehm warm ist, Feierabend.

Wieder ist schönes Wetter angesagt, also wollen wir am Mt Rosea eine Mehrseillängentour klettern. Die Anfahrt ist unerwartet lang und endet abrupt an einer Strassensperre. Gesperrt wegen Flutschäden, steht da, und wir werweissen, was wir zu der inzwischen doch schon fortgeschrittenen Stunde noch klettern sollen, und entscheiden uns für The Bundaleer, ein benachbartes Gebiet mit kurzen MSL und Sportkletterrouten, wo uns ein Neonvögelchen mit einem Stabiloboss-orangen Bauch erwartet und ansingt. Wir klettern Gerontian (17), eine eindrückliche Trad-Route. Gaby schwant allerdings Böses, als ihr Rachel vom ersten Stand zuruft: «Nimm doch villicht de Vierer gliich no mit!» Na, wenigstens ist er im Haulbag bis ins Gebiet mitgekommen … Die bösen Vorahnungen bewahrheiten sich. Im Führer steht dazu simpel: «The Corner. 17m. Easing to a ledge.» Der Nr.-4-Camalot ist das allererste Placement und es isch uuuhuere gfürchig. Nach einem Hudini-mässigen Manöver, den Vierer aus gutem Stand nochmal etwas hochgeschoben, entdeckt Gaby zu ihrer Erleichterung noch ein Placement für eine Micro-Nut und ist dankbar, dass wir ausser dem Crashpad noch ein Set RPs gekauft haben (Hand Made in Australia, unrated, aber in Arapiles und Grampians quasi unverzichtbar). Schwupp, liegt der Keil in dem Minislot des inneren Risses, und Gaby kann sich endlich zum Zug überwinden. Nach etlichem Ächz und Schnauf (im Führer heisst es dann jeweils «requires a good amount of grunting») und fast ausgeschossen an Material, erreicht sie die Ledge, wo es gilt, einen schönen Stand zu bauen (der auch hält), auch wenn Rachel in der Zwischenzeit ungeduldig wird. Schliesslich folgt nochmal eine schöne Seillänge (Handcrack under the roof, then akward around the corner and up) und wir habens geschafft. Oben wartet eine gänzlich furchtlose Eidechse, die sich mit Free Soloing in lächerlich steilen Überhängen über uns lustig macht. Wir finden statt der Abseilstelle schliesslich den Fussabstieg und gelangen reichlich von stacheligem Gebüsch zerkratzt wieder an den Wandfuss. Wir verpflegen uns kurz uns schnattern mit jungen Briten und machen uns dann an Blimp, 21. Eine wunderschöne Linie (1 SL), ein dünner Riss in einer Verschneidung. Gut abzusichern, wenn genug Expressen am Gurt hängen. Rachel findet sie nicht schwer und findet, Gaby soll sie vorsteigen. Doch die will nicht und topropt lieber und ist darüber dann auch sehr erleichtert an der Schlüsselstelle, wo sie sicher ist, sie wäre in den Schlaghaken gestürzt (oh Graus). Rachel hingegen ist sich sicher; im Vorstieg wäre sie nicht gestürzt :-). Schliesslich bouldert! Rachel noch die Schlüsselstelle einer 22-er Sportroute aus (Launch for the Melons). Die kopfgrossen Melonen sind etwas weit ausseinander und die Tritte etwas weit unten und so entpuppt sich das «Launching» als völlige Fehlanzeige – mit dem richtigen Kiesel in Bauchhöhe kann frau (Anita-mässig) rüberkippen und sich dann in die Melone reinfallen lassen, nur bis der Kiesel gefunden wurde, gings etwas lang. Beim Zusammenpacken treffen wir Eingeborene (also ortsansässige Kletterer, Chris und Nat), die uns an ihren reservierten Tisch im indischen Restaurant in Halls Gap einladen (Spirit of Punjab), wo wir uns, nachdem wir im Caravan Park unserem Dirtbag-Dasein ein Ende bereiteten hatten, herzhaft die Bäuche mit Leckereien vollschlugen.

 

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Via Point Perpendicular in die Grampians https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/via-point-perpendicular-in-die-grampians/ Thu, 11 Oct 2012 03:51:29 +0000 http://blog.regrebneuel.ch/?p=1255 Nachdem wir den Sonnenaufgang auf dem Narrowneck noch einmal so richtig genossen hatten, sagten wir den Blueys Goodbye mate und nahmen das Steuerrad nach Nowra in die Hände.

In Nowra hat es zwei Klettergebiete: Nowra selbst, ein Sportklettergebiet mit kurzen, harten Sportrouten und ganz am Meer, innerhalb eines Nationalparks und Militärgebiets am Point Perpendicular, ein mehrheitlich einfaches Trad-Gebiet.

Wir entschieden uns für Ambiente und Spass und ratterten über die Piste, einer Schlange ausweichend dahin. Seither hat unser Camper so einige Macken mehr … Unser Campingplatz war gleich daneben an der Honeymoon Bay, wo wir die Wärme in die Knochen (endlich wieder mal kurze Hosen und T-Shirts) und den Sonnenuntergang in die Seele fliessen liessen. Ja, ja, und zwei Bier hatten wir auch.

Am Abend zuvor hatten wir schon das Gebiet und die Carrots für die Abseilerei ausspioniert und konnten dank unseres Halbseils sinnvolle Stände basteln. Noch besser geeignet wäre allerdings ein Statikseil gewesen.

Abseilen, langsam waren wir uns das ja gewohnt, und wieder hinaufklettern, immer grad über dem Meerespiegel. Und viel selbst absichern. Der Fels ist gut gebändert oder es hat gute Risse, die sehr gut abzusichern sind. Allerdings ist er zum Teil auch sandig und nicht ganz bombenfest. Auf den letzten Metern der Routen sieht es aus wie ein Schwamm, viele Löcher und die werden nach oben auch noch immer besser. So macht das Aussteigen doppelt Freude.

Aber das Beste ist das Nachsichern. Oben an der Kante sitzen, die Füsse baumeln lassen, nach Walen Ausschau halten, dem Ameisenigel (Echidna) zuschauen, die grossen Seelöwen beim Wellnessen beobachten oder den Weissbauchseeadler bewundern und dazwischen wieder etwas Seil einziehen (wird auch Zeit, denkt die Nachsteigerin).

Nachdem wir «the hardest Route of Australia» geklettert hatten (6b, Sandsack) fuhren wir weiter in den Süden.

Am Morgen, nach Strandspaziergang, Kängis und Kaffee fuhren wir, noch immer auf dem Princess Highway, die Number One Australiens, weiter Richtung Melbourne. In Eden stoppten wir zwischen und genehmigten uns Calamares, Jakobsmuscheln, Garnelen und Catch-of-the-day-Fisch ganz frisch aus dem Meer, dazu Pommes. Es war auch megafein und hat später auch noch gleich für das Nachtessen gereicht (war angeschrieben als Platter for two). Dann ging es wieder auf die Strasse und die Scheibenwischer durften wieder arbeiten. Gegen Abend kamen wir in Ausverkauf an, ja die Stadt heisst wirklich Sale.

Auf dem Showground fanden wir dann auch eine angenehme warme Dusche in einem warmen Raum, darum beschlossen wir dann auch, dass die Kleider, bevor wir für eine Woche im Klettermekka verschwinden, mindestens so sauber sein müssten. Da war dann Rachels Geduld gefragt, zuerst durch Melbourne zirkeln, ohne die Tollroads zu benützen, bis nach Horsham fahren (ca. 350 km), noch dick einkaufen (für eine Woche halt) und anstelle sofort in die Grampians abzuhauen, noch einmal auf einem Campingplatz übernacht, um dort noch zu waschen, und Blog nachzuarbeiten.

Aber wir hatten ja noch andere Bedürfnisse. Ein Chrashpad musste her. Das kauften wir dann am nächsten Tag in Natimuk, und weil wir schon fast in den Arapiles waren, gingen wir die auch noch angucken. Da war es schon fast wieder schwierig wegzufahren, aber wir hatten ja den Zeltplatz am Mount Stapylton in den Grampians schon bezahlt …

 

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Blue Mountains II https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/blue-mountains-ii/ Sun, 07 Oct 2012 11:49:17 +0000 http://blog.regrebneuel.ch/?p=1182 Bis jetzt hatten wir ja nur im Klettergarten geklettert. Das ging ja gar nicht. Richtiger «Blueys-Stile» ist abseilen und dann schauen, wie frau wieder hochkommt. Zuerst allerdings ganz gemütlich mit drei Seillängen am Pulpit Rock. Eine Wand mit Morgensonne, also war früh aufstehen angesagt, den Rachel wollte endlich wieder mal warm haben beim Klettern. Ihre Füsse hatten sich ja am Vorabend nur dank Gabys Petwärmeflaschentrick wieder von ihrem Eiszapfendasein erholt.

Zielsicher brachten wir die 300 Meter Zustieg hinter uns und fanden auch die richtige Abseilstelle. Und die zweite auch. Nur ging es da mit dem Seilabziehen etwas harzig und Rachel «duckte» und prussikte sich die 45m wieder nach oben, um den Knoten auch ganz brav unter die Kante zu positionieren; der australische Sandstein hat ja echt tierisch viel Reibung, der Knoten hing an einem winzigen Ecklein … Mit einer schönen organgenen Wand und dannach einer typischen Blue-Mountains Kante war die erste SL (6b+/6c) schnell geklettert. Die nächste war bloss 6a+, aber irgendwie weniger nett. Im grossen Riss hat es auch nach Schlange gerochen, da ist sich Rachel ganz sicher. Gaby meinte, eher nach Guano und wollte reinklettern, um die Fledermäuse zu suchen. Das hat dann der andern wieder nicht gepasst. Zu guter Letzt ging es mit einer 5b steil durch den Kamin ins Dach und dann ins Schlusswändli und schon war die Route fertig und wir wieder sicher oben. Dass wir nur während des Abseilens Sonne hatten, ist ja wohl klar …

Also ging es am Nachmittag noch ins Gebiet Zag Crag, wo es sonnig war. Dort lernten wir uns dann noch richtig fürchten. Mit wenigen unglücklich gesetzten BH und krumbligem Fels (choss), wars dann eher wie auf Eiern tanzen und ganz wenig atmen. Dabei war es, obwohl an der Sonne, immer noch schwer kalt (fand Rachel, wegen dem Wind; Gaby hat Blut und Wasser geschwitzt). Drum liessen wir es dann auch nach wenigen Routen sein und gönnten uns zum Znacht Feuer, Fleisch und Bier und liessen uns von Studis der Militär-Akademie in Canberra zum Cider einladen.

Da wir schon da waren (wunderschöner Gratis-Zeltplatz am Mount York) machten wir uns am Morgen an den Abstieg von fünf Minuten an den Sunnyside Crag, denn heute wollten wir nichts falsch machen und uns wirklich an der Sonne aufwärmen. Ausserdem wollten wir uns in der zweiten Disziplin vervollkommnen, die es in den BM zu beherrschen gilt, dem Trad-Klettern (für nicht Kletterer: Trad steht für Traditional Climbing, also Klettern ohne Bohrhaken, heute auch Clean Climbing genannt, obwohl die Traditionalisten schon auch mal zu Hammer und Haken greifen, wenns sein muss. Aber v.a. geht um das Selberlegen von Zwischensicherungen mit Friends und Keilen aus der Kletterposition). Waghalsig stiegen wir in einen 5er Riss ein und legten Friend um Friend, Keil um Keil. Kein Problem. Also muss etwas schwierigeres her. Und so kletterten wir Route um Route mit und ohne Bolts und Carrots zwischendrin sowie eigenen Absicherungen, bis die Haut und die Füsse nichts mehr hergaben. So waren wir gut vorbereitet für den nächsten Tag.

BBB (Bunny Bucket Butress) 6a+ mit gut 250m und 9 SL eine der längeren (Sport-)Routen in den Blueys. Nach intensiven Führerstudium für Zustieg und der Abseilerei (da sollte frau sich lieber nicht vertun, und die Infos waren leider verteilt auf ungefähr sieben Routenbeschriebe und drei Fotos), machten wir uns an den 40-minütigen Zustieg zur Abseilstelle, alles tipptopp soweit. Immer schön den Knoten über die Kante legend (wir sind ja lernfähig) waren wir auch schnell unten und die Route war schnell gefunden.

Ohne Schlangengeruch und andere Animositäten in Büschen, Bäumen und Rissen waren die ersten 6 SL zügig geklettert und wir standen unter dem Dach vor der Gipfelwand. Links über einefachen, aber minderwertigen Fels (Choss) querend erreicht frau die Headwall und die hat es in sich. Senkrecht bis leicht überhängend, Eisenbänder (wie Chickenheads aber eben keine Knubel, sondern Bänder) wie ein ungeordnetes Fischernetz über die ganze Wand geworfen. Einmal dreissig und weils so schön ist grad nochmal 40Meter lang die zweitletzte Seillänge. Das Grinsen beim Klettern dehnt sich aus bis in die Zehen.

Ich bin ja eigentlich froh, das hier nach dem Klettern kein Abstieg nötig ist, aber die Tour zurück zum Auto durch die heisse Pampa hat uns dann gar gekocht. Jetzt war es uns zu heiss, also haben wir als nächstes Gebiet für Rachel den Freezer ausgesucht (Gaby brauchte schon wieder einen Ruhetag. Der Zustieg war so ein Auf- und Ab und Hin und Her (RTFM! Ruhetag?). Und Heiss. Das Gebiet war aber Klasse. Die Routen steil und nett (Acherli) bewertet, bis auf die Lactitoc 26 (7b+) … Da war Rachel aber so gar nicht vorbereitet für einen Paradigmenwechsel. Boulderiger Einstieg, dann Plattenstelle mit grosszügigen Hakenabständen und dann Ausdauer mit eingestreuten Einzelzügen auf gut 20 Meter in gleichmässiger Steilheit. Schade, hats nicht geklappt.

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Fels ahoi! https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/fels-ahoi/ https://blog.regrebneuel.ch/2012/10/fels-ahoi/#comments Tue, 02 Oct 2012 22:56:41 +0000 http://blog.regrebneuel.ch/?p=1034 Noch ein letztes Rendezvous am Morgen mit unserem Vorgarten-Kängi, noch einmal Koala suchen und dann wieder den nicht endenden Strassen entlang, an Kühen in allen Variationen und neuerdings auch Schafen vorbei. Die Landschaft wechselt von der Baumsavanne in kultivierte Landschaft. Gelb ist die Farbe, die uns in den Frühling begleitet. Seien es die Strohblumen im Warrumbungle, Waldsträucher oder Rapsfelder.

Endlich, endlich in den Blue Mountains, Fels. Bevor wir allerdings unsere Hand kletternderweise an Fels legen konnten, brauchten wir noch ein Einfachseil. Kurz nach Fünf standen wir vor dem Laden in Blackheath. Schon zu? Aber da war doch Licht. Mit aufsässigem Klopfen lockten wir dann den Eigentümer heraus, respektive wir durften hinein ein Seil, Chalk und Carrothangers kaufen. Mit zwei Jungs von dem in silbernes Meer gefassten Edelstein (ja, das ist eine Metapher) im Schlepptau fanden wir dann auch einen schönen Campingplatz (allerdings nicht den, welchen jene gesucht hatten).

Um unsere Psyche nicht zu überfordern, gingen wir am nächsten Tag im Gebiet Upper Shipley (bei Blackheath) klettern. Alles Sportkletterei oder mit Carrothangers zu begehen (Erklärung zu den Hangers oder Plates am Fuss dieses Eintrags).

Wir fingen im Sektor Grey Slab an; mit Platte hatte das aber wenig zu tun: eine graue (so weit so richtig) mehr oder weniger senkrechte Wand mit kleinen Leisten, also nix nur auf Reibung stehen und keine Griffe zum Halten. Schon bald hatte der raue Sandstein die Taucherhaut von unsern Fingerkuppen geschmirgelt (obschon Rachel mit Anti-transpirant vorzubeugen versucht hatte). Die Griffe sind aber auch super klein und scharf. Drum gings nach wenigen Routen ab in den Caravanpark von Blackheath, um für teuer Geld zu duschen, unsere Würste in der Campkitchen zu braten und die Kühlschrankbatterie aufzuladen; das WC-Papier war aber leider noch billiger als auf unserem Lieblingsgratiscampingplatz.

Am nächsten Nachmittag schmerzten dann auch bald die Füsse und am Abend hatte zumindest Rachel einen Höllenmuskelkater in den Unterarmen. Ein bisschen zu fest zugedrückt vielleicht, in der 25 (7b)? Es fühlte sich nicht mal an wie gepumpte Arme, die Finger gingen einfach auf und sie war glücklich, überhaupt an der Kette anzukommen.

Höchste Zeit also für einen Ruhetag. d.h. Shoppen (Hut aus Känguleder), Govett’s Leap besuchen und die Treppe zu den Bridal Veil Falls runter, fleischfressende Pflanzen und eben den Wasserfall mit Regenbogen beschauen und dann ebendiese Treppe wieder nach oben. Am Abend gabs dann ein Feuerchen zum Wärmen und mal wieder etwas Ukulelelen.

Tags darauf wieder Klettern, diesmal schon etwas flüssiger, zwar mit zweifelhaftem Erfolg, aber mit guter Gesellschaft (echte Locals). Diese empfahl uns das «Sauna and Spa»-Erlebnis von Katoomba (das nächste Dorf von Blackheath, zu vergleichen mit (Ennet)Baden? So kulturell und etwas links und mit Reformladen und drei Bäckereien und vielen Kaffees, auch welche mit Livemusik?) und den Übernachtungsplatz Narrow Neck.

Das «Sauna und Spa» im örtlichen Hallenbad war schlichtweg etwas gruslig, aber wir waren wieder einmal sauber; der Übernachtungsplatz war aber umso genialer. Rechts Sonnenuntergang und links Sonnenaufgang theoretisch wenigstens, wären wir früh genug dort gewesen und hätte es am Morgen keine Wolkenwalze gehabt, aber auch so super und die grossen schwarzen Cockatoos am Morgen waren das Tüpfelchen auf dem I.

Am nächsten Morgen war die Haut an den Fingern leider immer noch nicht nachgewachsen und wir wuschen, kauften ein, liessen uns die Haare schneiden und besuchten die «Three Sisters», die frau gesehen haben muss. Dann verzogen wir uns wieder mal ins Old Ford Reserve (eben der Lieblingsgratiscampingplatz), um uns dort am Lagerfeuer komplett zu verrauchen und den australischen Pfadieslis beim Hungern zuzusehen.

Um weiterhin 3- und 4-Sternli-Routen zu klettern, wechselten wir ins Gebiet am Porters Pass. Hat allerdings nix mit einem Pass zu tun (der kommt erst viel später), es geht zuerst einfach eine kuule Schlucht hinunter (und dann über den Bach nach rechts, vom Fels wegsehend, sagt der Kletterführer dann jeweils). Wir kletterten Routen mit Stil, wie Wandkletterrei (Wonderbra Rangers), Risse (Nylon Happy und Chasing Amy), Verschneidung(Spread em Baby) und leicht überhängende Leistenkletterei (La La Land) …

Zum guten Schluss probierte Rachel noch die «Black Heathen», einen Klassiker im Grad 24. Die geht so: ein weiter Zug, eine grosse Leiste (Band), ein noch weiterer Zug, grosse Leiste undsofort, bis zum wirklich weiten Zug mit Schlüsselstelle (ein Unterkreuzer, ohne die dazugehörenden Fusstritte und abschliessendem w… Schulterzug zur L…). Zum Glück kann sich frau daneben bequem hinsetzen, rotblaue Lorikeets betrachten und darüber nachdenken, wie die Lösung aussehen soll. Wäre da nicht eine verzweifelnde Sicherungspartnerin (= Belay Bunny), die irgendwann mal nach Hause will.

Weitere Sternli-Routen fanden wir am Centennial Glen. Kurz, hart, steil, kuul. Viel zu steil für so wenig Form befand hingegen Gaby (nach, oder eher während, der Aufwärmroute war schon fertig lustig), und so gingen wir am späteren Nami nochmal Wandklettern. Es hat ja alles und alles ist sehr nah beieinander.

Exkurs zu Carrot Bolts und Hangers:

Das ist fürwahr eine lustige Sache. Man stelle sich in die Wand geklebte Haken vor mit einem Schraubenkopf in der Grösse etwa einer 13er-Nuss, der etwa zwei, drei Millimeter von der Wand wegsteht. Das ist die Absicherung der Route. Will man die Klettern, braucht man sogenannte Hangers oder eben Plates, weil ja die Plättchen an der Schraube fehlend (das wären sonst fixed Hangers). Diese Plates haben einen Schlitz, der hinter der Schraube blockiert, der in eine grössere Öse übergeht, die über den Schraubenkopf drüberpasst und später den Karabiner der Expresschlinge aufnimmt. Die nimmt man also zur Kletterei mit, und weil das anders irgendwie unpraktisch ist, liegen die so lose im Chalkbag rum. Kommt man jetzt zu so einem Carrot Bolt, klaubt man so ein Plättli zwischen den Magnesia-Brocken hervor, friemelt es über den Haken, hängt dann seine Expressschlinge ein und klippt schliesslich und endlich das Seil. Also kein Manöver, das man beim Klettern hart an der Sturzgrenze durchexerzieren will, dynamisch klippen bleibt Utopie. Bleibt noch die Angst, das Plättchen könnte sich ja vom Bolt lösen, wenn man weiterklettert. Dies ist allerdings nicht möglich, wenn man nicht zu kleine Karabiner verwendet (wir haben es beide hinlänglich ausprobiert, so einen Hanger auszuhängen, gottseidank vergeblich!).

Früher wurden diese Haken einfach in den weichen Sandstein gehämmert (solche alten Exemplare gibt es in langen Routen tatsächlich noch heute graus), heute sind sie durchwegs geklebt, falls nicht grad Ringhaken verwendet werden. Visuell sind sie natürlich wesentlich unauffälliger als in der Sonne blinkende Plättchen oder Ringhaken, was aber die Wegfindung in langen Routen, wo die Hakenabstände ja meist auch etwas grösser sind, durchaus erschweren kann. Manche findet man auch bei langem Suchen kaum .

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