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Fels ahoi!

Noch ein letztes Rendezvous am Morgen mit unserem Vorgarten-Kängi, noch einmal Koala suchen und dann wieder den nicht endenden Strassen entlang, an Kühen in allen Variationen und neuerdings auch Schafen vorbei. Die Landschaft wechselt von der Baumsavanne in kultivierte Landschaft. Gelb ist die Farbe, die uns in den Frühling begleitet. Seien es die Strohblumen im Warrumbungle, Waldsträucher oder Rapsfelder.

Endlich, endlich in den Blue Mountains, Fels. Bevor wir allerdings unsere Hand kletternderweise an Fels legen konnten, brauchten wir noch ein Einfachseil. Kurz nach Fünf standen wir vor dem Laden in Blackheath. Schon zu? Aber da war doch Licht. Mit aufsässigem Klopfen lockten wir dann den Eigentümer heraus, respektive wir durften hinein ein Seil, Chalk und Carrothangers kaufen. Mit zwei Jungs von dem in silbernes Meer gefassten Edelstein (ja, das ist eine Metapher) im Schlepptau fanden wir dann auch einen schönen Campingplatz (allerdings nicht den, welchen jene gesucht hatten).

Um unsere Psyche nicht zu überfordern, gingen wir am nächsten Tag im Gebiet Upper Shipley (bei Blackheath) klettern. Alles Sportkletterei oder mit Carrothangers zu begehen (Erklärung zu den Hangers oder Plates am Fuss dieses Eintrags).

Wir fingen im Sektor Grey Slab an; mit Platte hatte das aber wenig zu tun: eine graue (so weit so richtig) mehr oder weniger senkrechte Wand mit kleinen Leisten, also nix nur auf Reibung stehen und keine Griffe zum Halten. Schon bald hatte der raue Sandstein die Taucherhaut von unsern Fingerkuppen geschmirgelt (obschon Rachel mit Anti-transpirant vorzubeugen versucht hatte). Die Griffe sind aber auch super klein und scharf. Drum gings nach wenigen Routen ab in den Caravanpark von Blackheath, um für teuer Geld zu duschen, unsere Würste in der Campkitchen zu braten und die Kühlschrankbatterie aufzuladen; das WC-Papier war aber leider noch billiger als auf unserem Lieblingsgratiscampingplatz.

Am nächsten Nachmittag schmerzten dann auch bald die Füsse und am Abend hatte zumindest Rachel einen Höllenmuskelkater in den Unterarmen. Ein bisschen zu fest zugedrückt vielleicht, in der 25 (7b)? Es fühlte sich nicht mal an wie gepumpte Arme, die Finger gingen einfach auf und sie war glücklich, überhaupt an der Kette anzukommen.

Höchste Zeit also für einen Ruhetag. d.h. Shoppen (Hut aus Känguleder), Govett’s Leap besuchen und die Treppe zu den Bridal Veil Falls runter, fleischfressende Pflanzen und eben den Wasserfall mit Regenbogen beschauen und dann ebendiese Treppe wieder nach oben. Am Abend gabs dann ein Feuerchen zum Wärmen und mal wieder etwas Ukulelelen.

Tags darauf wieder Klettern, diesmal schon etwas flüssiger, zwar mit zweifelhaftem Erfolg, aber mit guter Gesellschaft (echte Locals). Diese empfahl uns das «Sauna and Spa»-Erlebnis von Katoomba (das nächste Dorf von Blackheath, zu vergleichen mit (Ennet)Baden? So kulturell und etwas links und mit Reformladen und drei Bäckereien und vielen Kaffees, auch welche mit Livemusik?) und den Übernachtungsplatz Narrow Neck.

Das «Sauna und Spa» im örtlichen Hallenbad war schlichtweg etwas gruslig, aber wir waren wieder einmal sauber; der Übernachtungsplatz war aber umso genialer. Rechts Sonnenuntergang und links Sonnenaufgang theoretisch wenigstens, wären wir früh genug dort gewesen und hätte es am Morgen keine Wolkenwalze gehabt, aber auch so super und die grossen schwarzen Cockatoos am Morgen waren das Tüpfelchen auf dem I.

Am nächsten Morgen war die Haut an den Fingern leider immer noch nicht nachgewachsen und wir wuschen, kauften ein, liessen uns die Haare schneiden und besuchten die «Three Sisters», die frau gesehen haben muss. Dann verzogen wir uns wieder mal ins Old Ford Reserve (eben der Lieblingsgratiscampingplatz), um uns dort am Lagerfeuer komplett zu verrauchen und den australischen Pfadieslis beim Hungern zuzusehen.

Um weiterhin 3- und 4-Sternli-Routen zu klettern, wechselten wir ins Gebiet am Porters Pass. Hat allerdings nix mit einem Pass zu tun (der kommt erst viel später), es geht zuerst einfach eine kuule Schlucht hinunter (und dann über den Bach nach rechts, vom Fels wegsehend, sagt der Kletterführer dann jeweils). Wir kletterten Routen mit Stil, wie Wandkletterrei (Wonderbra Rangers), Risse (Nylon Happy und Chasing Amy), Verschneidung(Spread em Baby) und leicht überhängende Leistenkletterei (La La Land) …

Zum guten Schluss probierte Rachel noch die «Black Heathen», einen Klassiker im Grad 24. Die geht so: ein weiter Zug, eine grosse Leiste (Band), ein noch weiterer Zug, grosse Leiste undsofort, bis zum wirklich weiten Zug mit Schlüsselstelle (ein Unterkreuzer, ohne die dazugehörenden Fusstritte und abschliessendem w… Schulterzug zur L…). Zum Glück kann sich frau daneben bequem hinsetzen, rotblaue Lorikeets betrachten und darüber nachdenken, wie die Lösung aussehen soll. Wäre da nicht eine verzweifelnde Sicherungspartnerin (= Belay Bunny), die irgendwann mal nach Hause will.

Weitere Sternli-Routen fanden wir am Centennial Glen. Kurz, hart, steil, kuul. Viel zu steil für so wenig Form befand hingegen Gaby (nach, oder eher während, der Aufwärmroute war schon fertig lustig), und so gingen wir am späteren Nami nochmal Wandklettern. Es hat ja alles und alles ist sehr nah beieinander.

Exkurs zu Carrot Bolts und Hangers:

Das ist fürwahr eine lustige Sache. Man stelle sich in die Wand geklebte Haken vor mit einem Schraubenkopf in der Grösse etwa einer 13er-Nuss, der etwa zwei, drei Millimeter von der Wand wegsteht. Das ist die Absicherung der Route. Will man die Klettern, braucht man sogenannte Hangers oder eben Plates, weil ja die Plättchen an der Schraube fehlend (das wären sonst fixed Hangers). Diese Plates haben einen Schlitz, der hinter der Schraube blockiert, der in eine grössere Öse übergeht, die über den Schraubenkopf drüberpasst und später den Karabiner der Expresschlinge aufnimmt. Die nimmt man also zur Kletterei mit, und weil das anders irgendwie unpraktisch ist, liegen die so lose im Chalkbag rum. Kommt man jetzt zu so einem Carrot Bolt, klaubt man so ein Plättli zwischen den Magnesia-Brocken hervor, friemelt es über den Haken, hängt dann seine Expressschlinge ein und klippt schliesslich und endlich das Seil. Also kein Manöver, das man beim Klettern hart an der Sturzgrenze durchexerzieren will, dynamisch klippen bleibt Utopie. Bleibt noch die Angst, das Plättchen könnte sich ja vom Bolt lösen, wenn man weiterklettert. Dies ist allerdings nicht möglich, wenn man nicht zu kleine Karabiner verwendet (wir haben es beide hinlänglich ausprobiert, so einen Hanger auszuhängen, gottseidank vergeblich!).

Früher wurden diese Haken einfach in den weichen Sandstein gehämmert (solche alten Exemplare gibt es in langen Routen tatsächlich noch heute graus), heute sind sie durchwegs geklebt, falls nicht grad Ringhaken verwendet werden. Visuell sind sie natürlich wesentlich unauffälliger als in der Sonne blinkende Plättchen oder Ringhaken, was aber die Wegfindung in langen Routen, wo die Hakenabstände ja meist auch etwas grösser sind, durchaus erschweren kann. Manche findet man auch bei langem Suchen kaum .

One Comment

  1. sasa
    Posted 4 Oktober 2012 at 14:56 | #

    saletti mädels….krieg immer heimweh wenn ich eure berichte lese…die sind übrigens immer spannend und lustig geschrieben. (hab mich über den koommentar «nur ein vogel auf dem bild…» krummgelacht; ))
    weiterhin viel spass. grüssli us züri